Trotz der Warnung von Expert*innen vor dem Erstarken der Taliban zogen sich die internationalen Truppen im Sommer 2021 aus dem Land zurück, was zur Folge hatte, dass die Taliban innerhalb kürzester Zeit die Kontrolle in Afghanistan übernahmen.
Zwar hat die Bundesregierung Evakuierungslisten für Ortskräfte eingerichtet, doch diese sind seit Ende August geschlossen. Nur wenigen wurde eine legale und sichere Ausreise ermöglicht. Die meisten anderen sind auf sich alleine gestellt. Sie müssen sich verstecken und leben in Todesangst und akuter Lebensgefahr.
Afghanische Ortskräfte, Minderheiten und die, die sich für einen friedlichen Aufbau ihres Landes und gesellschaftliche Entwicklung eingesetzt haben, sind akut durch die Taliban bedroht. Besonders gefährlich ist die Lage für cis und trans Frauen sowie queere, inter und nichtbinäre Personen. Diejenigen, die sich für die Gleichstellung eingesetzt haben, müssen nun fürchten, auf den Todeslisten der Taliban zu stehen.
Zivile Hilfsorganisationen arbeiten an der Evakuierung von Afghan*innen über angrenzende Länder, weil das Bundesinnenministerium (BMI) und das Auswärtige Amt (AA) ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. Ein Bundesaufnahmeprogramm wurde bisher nicht beschlossen, obwohl viele Bundesländer und Kommunen ihre Hilfsbereitschaft zugesichert haben.
So sitzen tausende Afghan*innen an den europäischen Außengrenzen, in den überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln und an der polnisch-belarussischen Grenze, unter menschenunwürdigen Bedingungen fest.
Die Situation der schutzsuchenden Afghan*innen in Europa bleibt weiterhin gefährlich und unklar. Die Aufnahmebereitschaft durch europäische Staaten ist gering bis nicht vorhanden. Auch das Aufnahmeprogramm der neuen Bundesregierung kommt nach dem Versagen der vorherigen zu spät.
Angehörige in Deutschland und anderen Ländern Europas bangen um ihre Familien und Freund*innen in Afghanistan. Doch selbst die Gefahr von Krieg, Verfolgung und Mord hält die europäischen Staaten nicht von ihrer ignoranten Politik ab. Die "europäische Lösung" verkommt zum Synonym für Abschottung und Grenzschutz um jeden Preis.
Die Regierung der Taliban darf von keinem Staat anerkannt und damit legitimiert werden. Deutschland muss Druck auf Pakistan ausüben, die Ausbildungsstätten für Taliban zu schließen. Ortskräfte und gefährdete Personen sowie ihre Familienverbände müssen von Deutschland weiter evakuiert werden.
Darüber hinaus braucht es Aufnahmeprogramme und Aufenthaltssicherung für Afghan*innen, einen langfristigen Abschiebestopp nach Afghanistan, Visa-on-arrival-Verfahren sowie Katastrophenhilfe für Binnenflüchtende. Flucht muss entkriminalisiert sowie sichere und legale Fluchtwege geschaffen werden.
Es gibt eine Menge Dinge, die wir als solidarische Gesellschaft tun können: Lasst uns informiert bleiben. Lasst uns mit anderen über die Situation von Afghan*innen reden. Lasst uns Forderungen an die Politik stellen und Druck aufbauen! Und vor allem: Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass Afghanistan nicht vergessen wird!
Hierfür haben wir euch hilfreiche Links mit Hintergrundinfos, Spendenmöglichkeiten und Mitmach-Aktionen zusammengestellt.